Im Rahmen der "Digitalen Woche Kiel" hat der von der Landesregierung eingerichtete KI Expertenrat öffentlich getagt. dbb Landesvorsitzender Kai Tellkamp, der in den Expertenrat berufen wurde, hat dafür plädiert, die Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz für den öffentlichen Dienst sorgfältig abzuwägen. Akzeptanz, Qualifikation und Sicherheit seien unerlässlich, um im öffentlichen Dienst von neuen Technologien zu profitieren. Bedenken der Beschäftigten dürfen nicht ignoriert werden.
Sinnvoll sei es, anhand konkreter und sorgfältig vorbereiteter Projekte darzustellen, dass die Nutzung künstlicher Intelligenz positive Auswirkungen auf Verwaltungsvorgänge haben kann. "Wenn es gut läuft, kann künstliche Intelligenz eine Antwort auf den unverändert bestehenden Arbeitsdruck und Personalmangel im öffentlichen Dienst sein", so Tellkamp. Allerdings dürfe nicht vergessen werden, dass die Einführung neuer Verfahren ebenfalls personelle und technische Ressourcen erfordert. Andernfalls komme es nicht zu einer Modernisierung sondern zu einer Überforderung des Staates. Das sei im Interesse der Beschäftigten und der Bürger unbedingt zu verhindern. Tellkamp plädierte deshalb an die Politik, realistische Ziele zu formulieren.
Anhand eines konkreten Beispiels hat Tellkamp auch den Unterschied zwischen Digitalisierung und künstlicher Intelligenz verdeutlicht. In Schleswig-Holstein wird die Möglichkeit, Wohngeld online zu beantragen, als Leuchtturmprojekt dargestellt. Das sei ein - eingentlich überfälliger - Schritt zur Digitalisierung, habe aber noch nichts mit künstlicher Intelligenz zu tun. Davon würde man zum Beispiel reden, wenn ein System aufgrund verfügbarer Daten antragslos einen Anspruch auf Wohngeld erkennen und eine Auszahlung einleiten, möglicherweise sogar mit der Steuerschuld verrechnen würde. An diesem Beispiel wird deutlich, dass zu diskutieren und klären ist, welche Möglichkeiten der Modernisierung der Verwaltung und des Sozialstaates wir wirklich nutzen möchten.
Die weiteren teilnehmenden Mitglieder des Expertenrates sind auf dem zweiten Bild (auf obiges Foto klicken) sichtbar: Prof. Dr. Moreen Heine (Professorin für E-Government und Open Data Ecosystems am Institut für Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Universität zu Lübeck), Dr. Stefan Atze (Theologischer Referent, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt in der Nordkirche), Dr. Siglinde Hessler (DGB), Dirk Schrödter (Chef der Staatskanzlei), Steffen Brandt (Moderator), Prof. Dr. Dirk Nowotka (Institut für Informatik, Leiter Arbeitsgruppe Zuverlässige Systeme, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) und Kai Tellkamp (Landesbundvorsitzender dbb sh).