Einkommensrunde 2020:
Für 100.000 Betroffene im Norden soll ein Plus her
Die Forderungen zur Einkommensrunde 2020 wurden heute auch mit den Stimmen des dbb Schleswig-Holstein beschlossen. Dieser ist in der dbb Bundestarifkommission vertreten, denn in Schleswig-Holstein gibt es etwa 100.000 Betroffene, insbesondere die Tarifbeschäftigten bei Kommunen und beim Bund sowie mittelbar die Beamtinnen und Beamten im Bundesdienst.
dbb Landesbundvorsitzender Kai Tellkamp, der auch Mitglied der Verhandlungskommission in Potsdam sein wird, betont, dass ein Verzicht auch angesichts der Corona-Pandemie ein völlig falsches Signal wäre.
Es ist zwar richtig, dass die Arbeitsplätze und Einkommen im öffentlichen Dienst vergleichsweise sicher sind. Aber die Arbeits- und Einkommensbedingungen haben sich in den Boom-Jahren nicht so gut entwickelt, wie in weiten Teilen der Privatwirtschaft. Deshalb muss jetzt, wo die Systemrelevanz des öffentlichen Dienstes besonders deutlich geworden ist, für eine dauerhafte Konkurrenzfähigkeit gesorgt werden. Die muss auch dann halten, wenn die Wirtschaft wieder wächst und Fachkräfte vom Markt gesaugt werden.
Weiterhin darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Aufgaben und die Arbeitsbelastung im öffentlichen Dienst nicht gesunken sind. Im Gegenteil: Die Corona-Regeln sowie die sozialen und wirtschaftlichen Hilfen müssen on top bewältigt werden. Und das geschieht angesichts des ohnehin bestehenden Personalmangels mit einer beeindruckenden Professionalität - die darf jetzt nicht auf’s Spiel gesetzt werden!
Es ist bedauerlich, dass die Arbeitgeber sich im Vorwege nicht auf das gewerkschaftliche Kompromissangebot einer Einmalzahlung als Übergangslösung eingelassen haben. Wir hoffen, dass die Arbeitgeber jetzt wenigstens so vernünftig sind und keine Streiks provozieren. Das wäre das letzte, was die Bürger momentan gebrauchen können. Sie wären aber durchaus machbar: Denn ein Streik ist durch die Niederlegung der Arbeit, aber nicht zwingend durch Massenveranstaltungen gekennzeichnet.
Inhaltlich begrüßen wir, dass neben dem Einkommen auch den Arbeitszeitfragen eine wichtige Rolle zukommen soll.
Neben den Kernforderungen für die Tarifrunde mit der Erhöhung der Tabellen- und Ausbildungsentgelte haben wir weitere Ziele. Zusammengefasst sieht es so aus:
- Entgeltanpassung: linear 4,8 %, mindestens aber 150 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten
- Arbeitszeit: Verlängerung und Optimierung der Altersteilzeit, Anpassung der Arbeitszeit Ost an West, zusätzliche freie Tage (Entlastungstage),
- Auszubildende: Anhebung der Ausbildung- und Praktikantenentgelte um 100 Euro, Verlängerung der Übernahmeregelung, Nahverkehrsticket für alle Azubis, Ausweitung des Tarifvertrages für dual Studierende
Außerdem wichtig: Im Zuge der Übertragung des Tarifergebnisses auf die Bundesbeamten soll deren Arbeitszeit (derzeit 41 Wochenstunden) reduziert werden, was auch eine Signalwirkung für Länder wie Schleswig-Holstein hätte.
Die erste Runde der Verhandlungen startet am 1. September. Die zweite Runde folgt am 19./20. September. Am 22./23. Oktober beginnt die dritte Runde.
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dbb Spezial zur Einkommensrunde